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Der Boden

Das Schreiben dieses Textes war Anlass für mich, mein Wissen aus dem Studium etwas aufzufrischen und vor allem mit neuen Erkenntnissen über den Boden im Biobereich zu erweitern. Grundlage für diesen Text ist das Merkblatt von Bioland “Grundlagen zur Bodenfruchtbarkeit “.

Folgende Sätze aus diesem Merkblatt möchte ich an den Anfang stellen:

  • Der Regenwurm ist der wertvollste Landarbeiter: “Er erledigt seine Arbeit zuverlässig, kostet nichts undmacht niemals Urlaub. Daher muss man ihn hegen und pflegen und vor allem gut füttern”.
  • die einfache Ursache-Wirkung-Betrachtung der konventionellen Landwirtschaft wird unserer Lebensweltnicht gerecht. Es ist zeitgemäß und notwendig, den Boden als komplexen Organismus zu verstehen.
  • ein Sprichwort aus der Zeit von Hippokrates: “Der Boden ist der Magen der Pflanze”.

Die Bodenfruchtbarkeit

Die Beurteilung der Bodenfruchtbarkeit hängt sehr von der Sichtweise ab, mit der ich den Boden betrachte.
Schaue ich von der Ertragssicht, dann ist ein Boden fruchtbar, wenn er dauerhaft hohen Ertrag verspricht, notfalls auch mit Hilfe von chemisch hergestellten Substanzen.

Schaue ich von der funktionellen Seite her auf den Boden, dann beurteile ich ihn nach dem, was ich von ihm will. Soll er gut Wasser speichern können, soll er Schadstoffe abbauen können, soll er die Unterlage für einen perfekten Golfrasen sein.

Eine weitere Sichtweise ist die Faktorensicht, sie misst z.B. den exakten Nährstoffgehalt, macht eine qualitative Systemanalyse von Einflussfaktoren oder nimmt als Maßstab alle wissenschaftlich messbaren positiven Bodeneigenschaften.

Im Biolandanbau bemühen wir uns aus Sicht des Bodens zu schauen -biozentrische Sichtweise-, die Fragestellung ist dann:

  • hat der Boden eine Regenerationsfestigkeit, ist es ein ökologisch intakter Boden.
  • Die physikalischen Eigenschaften werden angeschaut, ein guter Boden bietet Wohn- und Arbeitsräumefür alle Bodentiere und Pflanzenwurzeln, mit genügend Luft zum Atmen.
  • Die chemischen Eigenschaften lassen Rückschlüsse über das Ausmaß der Auslaugung, bzw. Verarmungdes Bodens zu.
  • Die biologischen Eigenschaften beziehen sich auf das Vorkommen, die Umsetzungsaktivität und diesichtbaren Spuren von Lebewesen im Boden.

Der Boden auf dem Radtkehof

Viele Jahre lang wurden die um den Hof herumliegenden Wiesen von Pferden beweidet. Im letzten Jahr haben wir von 3 verschiedenen Flächen Heu gemacht. Bereits am Aufwuchs war auf unserer größten Wiese erkennbar, dass es sich noch nicht um eine artenreiche Wiese handelt. Die Schafe fressen das Heu zwar, aber die Schmackhaftigkeit und der Nährstoffgehalt würden durch eine größere Pflanzenvielfalt besser.
Die folgenden Jahre wird die Verbesserung der Bodenqualität, und zwar aus biozentrischer Sichtweise, ein Schwerpunktthema unserer Arbeit sein.

Was wirkt alles auf den Boden ein?

Das Klima, die Art und der Zeitpunkt der Bodenbearbeitung, die Wahl der Anbaupflanzen, die Wurzeln der Anbaupflanzen, die Rückführung von Nährstoffen durch Mist / Kompost / Gründungung, die Beweidung mit Tieren, die Ruhezeiten die ich dem Boden gönne…

Der Boden
Das durch Liebig bekannt gewordene Minimumgesetz besagte u.a., dass das Wachstum einer Pflanze auf einem Boden durch den vor- liegenden Minimumfaktor begrenzt ist. Fehlt in einem Boden ein bestimmtes Element, die Pflanze kann aber ohne dieses nicht wachsen, dann hilft es nicht, wenn alle anderen Pflanzennährstoffe in optimaler Menge vorliegen. Die Pflanze kümmert und hat Mangelerscheinungen. Dieses Wissen legte den Grundstein zur chemischen Düngung und letztendlich auch zur Schädlingsbekämpfung im konventionellen Landbau. Inzwischen zeigt sich immer deutlicher, dass der hohe chemische Einsatz in der Landwirtschaft zeitgeschichtlich nur ein Strohfeuer sein wird, denn dieser hohe Einsatz an chemisch hergestellten Produkten ist weder bodenverbessernd noch lebensfördernd für die unzähligen Bodenlebewesen oder für den das Produkt genießenden Menschen.

Teste Eure Vorstellungskraft

Stellt Euch bitte 1 ha Boden vor (100m x 100m, oder 2 mittelgroße Fußballfelder). Diese Fläche Boden kann bis zu 40 Großvieheinheiten (=GVE, ca. 20.000 kg) an Bodenlebewesen beherbergen, davon u.a. 8 GVE Regenwürmer.
Es ist nicht schwer sich vorzustellen, dass ein Bauer, der sich auch folgende Fragen stellt:

  • Was benötigen diese Bodenlebewesen für Nährstoffe?
  • Welche Bodendichte vertragen sie?
  • Wann verziehen sich die Regnwürmer in tiefere Schichten? (dann schadet die mechanische Bodenarbeitden Würmern nicht so sehr)
  • Welche Fruchtfolgen, welche Gemengesaaten tun meinem Boden gut
  • Welche Untersaat schützt meinen Boden (= eine Hauptanbaupflanze und zum Schutz des Bodens wirdzwischen die Reihen etwas anderes gesät)

letztendlich nachhaltiger wirtschaften wird als ein Bauer, der sich hauptsächlich mit den Fragen beschäftigt: Wieviel Dünger muss dieses Jahr für meine geplante Anbauart ausgebracht werden und welche Schädlingsbekämpfungsmittel muss ich wann in diesem Jahr spritzen. Erschwerend, im wahrsten Sinne des Wortes, kommt für den Boden die Tatsache hinzu, dass die Maschinen im konventionellen Bereich immer größer und vor allem immer schwerer werden. Fährt ein 40 Tonner über den Acker, dann verdichtet sich der Boden so sehr, dass sein Gleichgewicht nachhaltig gestört ist.

Ideen für den Radtkehof

  • Unser Landwirt, Herr Kovacs interessiert sich für die Weiterbildung zum Bodenpraktiker (von Bioland initiiert, startete der erste Kurs dieser Art bereits mit 21 Landwirten). Es wird sicherlich Folgekurse geben.
  • die Herstellung von gutem Kompost (es gibt schon an einigen Stellen Komposthaufen), Kompost istschon lange ein Forschungsthema – doch gerade im Bioanbau ist die Beschäftigung mit diesem Thema unerlässlich
  • Eine unserer Pferdeboxen könnte demnächst eine Regenwurmzucht beherbergen, denn die Zahl derRegenwürmer in unseren Böden ist deutlich zu niedrig
  • Die Themen, Permakultur, Terra Preta und Aquaponing gilt es auf Nutzbarkeit für unseren kleinen Hof zuprüfen
  • möglichst wenig Traktoreneinsatz – später vielleicht Ackerpferde oder ein Ochsengespann (hier ein Linkdazu: http://inetzwerk.de/amerikanische-landwirt_innen-steigen-vom-traktor-auf-ochsen-um/

 

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